Das blaue Facebook und ein Schwarm schwarzer Schwäne. Was man vom Börsengang lernen kann.

Es war einer der größten Börsengänge der Welt. Und einer der grandios chaotischsten. Aber eins ist sicher: Facebook ist jetzt eine Aktiengesellschaft und eine der wahnwitzigsten Karrieren ist auf dem Spielfeld des Aktienmarktes angekommen.

Fasst man die Geschehnisse zusammen, dann ist Folgendes passiert: Facebook ist eins der außergewöhnlichsten Unternehmen der Welt, ein Unternehmen mit fast einer Milliarde Kunden. Kein Unternehmen relevanter Größenordnung hat eine so enge und permanente Interaktion mit seinen Kunden wie Facebook. Dieses Unternehmen hat noch kein richtiges Businessmodell. Aber es löst gewaltige Fantasien aus. Wenige Tage vor dem Börsengang wird der Preis der Aktie nochmal nach oben gesetzt. Kurz danach informiert ein Facebook Mitarbeiter Investoren über eine abweichende, schwächere Gewinnprognose, als bis dahin angekündigt. Folgerichtig wird diese neue Gewinnprognose daraufhin auch von den beteiligten Banken kommuniziert. Der Börsengang selber kann erst 20 min verspätet beginnen und verläuft dann höchst chaotisch. Am Ende stehen – zwei Tage danach – Kursverluste um die 25%.

Wie kann ein Börsengang, an dem die renommiertesten Investmentbanken beteiligt sind, der an einer der renommiertesten Börsen stattfindet so schiefgehen? Weil Facebook ein anderes Unternehmen ist und nicht in die Schemata der Banker passt. Was nicht in deren Schema passt, das nennen sie einen „Black Swan“ – ein unvorhergesehenes Ereignis. Es scheint, dass Facebook ein ganzer Schwarm unvorhergesehener Ereignisse für die Finanzwelt war. Sozusagen ein schwarzer Vorhang vieler schwarzer Schwäne.

Das hätte nicht sein müssen. Bei einem Unternehmen, das über eine Milliarde „Mitglieder“ hat, darf man davon ausgehen, dass eine Menge ungeplante Käufe und Verkäufe stattfinden. Bei einem Unternehmen, das kein langfristiges Businessmodell hat, darf man davon ausgehen, dass die Gewinnprognosen weit auseinandergehen. Und wer auch nur in Ausschnitten den Film „The Social Network“ gesehen hat, der dürfte „wissen“, dass Marc Zuckerberg den maximalen Preis für seine Vision wird herausholen wollen – ohne Rücksicht auf die Computermodelle der Betriebswirte und Banker. Die beteiligten Investoren und Banker dürften gewusst haben, dass der den Börsengang managende Kollege von Morgan Stanley bei den vergangenen Börsengängen ebenfalls das Maximum herausgepokert hat und die Kurse danach gefallen sind: Bei Zynga von 16 auf 10 Dollar und bei Groupon von 20 auf 12 Dollar.

Nein. Das sind keine schwarzen Schwäne, die hier fliegen, hier gibt es keine echte Überraschung. Selbst für die Zukunft nicht. Die wird nämlich sein wie im Film: Marc Zuckerberg wird Facebook weiter entwickeln, dabei wird es sich laufend verändern, weil die Anpassungsfähigkeit einer der großen Erfolgsfaktoren von Facebook ist. Die beteiligten Betriebswirte und Finanziers werden wegen dieser Dynamik weiter dramatisch viel gewinnen oder dramatisch viel verlieren und es stehen wieder einmal Gerichtsverfahren an, bei dem Facebook einen hohen Betrag, zahlen wird. Nichts Neues also. Da schau ich mal lieber, was es im Sozialen Netzwerk so Neues gibt.

Hier zwei Quellen dazu:

http://www.businessinsider.com/exclusive-heres-the-inside-story-of-what-happened-on-the-facebook-ipo-2012-5

http://www.ftd.de/finanzen/maerkte/:banker-grimes-der-mann-der-facebook-an-die-boerse-brachte/70040816.html


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